Das Rezept für Glück

veröffentlicht am
Venerdì
2 agosto 2024

Nancy Spinel
Nancy Spinel
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Seit Juli 2007 ist sie Orchesterinspizientin der Stiftung Haydn: Nancy Spinel. Schon in ihrer Kindheit hat sich die 49-Jährige für klassische Musik und die Oper begeistert und schon immer hatte sie ein offenes Ohr für andere Menschen. Auch deshalb macht die ehemalige Flugbegleiterin eine Ausbildung im Bereich Beziehungsdynamik und Beratung. Ein wichtiges Rüstzeug für ihren Beruf als Orchesterinspizientin, wie sie selbst sagt. In diesem Interview erzählt die gebürtige Boznerin von ihren umfangreichen Aufgaben und warum sie schon so lange für ihre Tätigkeit brennt.

Wie sind Sie zur Stiftung Haydn gekommen?

Ich habe zehn Jahre lang klassische Gitarre und dann Violine am Vivaldi-Musikinstitut in Bozen studiert. Um mein Studium zu finanzieren, habe ich im Auditorium in der Via Dante gearbeitet, dadurch konnte ich in den Musikbereich etwas hineinschunuppern. Nach einigen Jahren bin ich zufällig als Orchesterinspektorin zur Stiftung Haydn gekommen – zunächst eigentlich nur als Mutterschaftsersatz. Damals wusste ich so gut wie nichts über diesen Beruf, aber ich hatte von Anfang an das Gefühl, als hätte ich nie etwas anderes getan. Ich liebte den Job sofort und nach 17 Jahren liebe ich ihn noch immer.

Welche Aufgaben haben Sie als Orchesterinspizientin ganz konkret inne?

Die Rolle der Inspizientin ist eine Figur, die als Brücke zwischen Orchester und Verwaltung fungiert. Ich bezeichne mich gerne als „Regisseurin hinter den Kulissen“. Zusammen mit dem Bühnentechniker bin ich Teil des technischen Teams der Stiftung und kümmere mich unter anderem um die Logistik, die technische Inspektion der Konzertorte und die Erstellung von Datenblättern, in denen wir alle Details für die musikalische Veranstaltung festhalten – Stühle, Notenständer, Beleuchtung, Bühnengröße, Aufbauzeit, Ankunftszeit der Musiker usw. Auch die Beschaffung der Musikinstrumente und die Vorbereitung des Notenmaterials, das die Musiker:innen zunächst zum Einstudieren und dann bei den Proben und Konzerten auf ihren Notenständern verwenden, gehört zu meinen Aufgaben. Außerdem begleite ich das Orchester bei den Proben im Auditorium Bozen und auf den Tourneen und bin für den Empfang der Dirigentinnen und Dirigenten sowie der Solistinnen und Solistinnen verantwortlich. Ich koordiniere das gesamte künstlerische Bühnenteam – sowohl bei den Proben als auch bei den Konzerten.
Es ist eine wunderbare Maschinerie, die gut ineinandergreifen muss, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.

Was mögen Sie an dieser Arbeit besonders gerne?

Es ist ein Beruf, in dem es um menschliche Beziehungen geht – das liebe ich. Man braucht dafür Respekt, Verständnis, Sanftmut und vor allem Einfühlungsvermögen: Es ist wichtig zu wissen, wann der richtige Zeitpunkt ist, um mit jemandem zu sprechen oder eine Frage zu stellen, und es ist ebenso wichtig zu erkennen, wann man mal nichts sagen sollte. Wir bieten dem Publikum Emotionen – es sollte also jeder in der Lage sein, die Bühne so gelassen wie möglich zu betreten und sein Bestes zu geben.

Wo gibt es Herausforderungen?

Ich mag das Wort „Herausforderung“ nicht besonders, aber vor allem sehe ich auch keine Herausforderungen, denen ich mich stellen muss. Ich habe das Glück, einen Beruf auszuüben, den ich nicht als Job, sondern als Leidenschaft sehe. Das ermöglicht es mir, auch bei Schwierigkeiten mein Bestes zu geben. Diese Liebe und Hingabe kann ich an meine Mitmenschen weitergeben – sowohl bei der Arbeit als auch im Privatleben.

Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?

Ich habe keine konkreten Ziele … Ich hoffe einfach, dass ich auch zukünftig das tun kann, was mir Spaß macht. Ich denke, das ist so etwas wie das Rezept für Glück.

Was schätzen Sie an der Stiftung Haydn?

Ich habe die Stiftung im Allgemeinen immer als ein positives Umfeld empfunden, in dem ich mich und meine Fähigkeiten ausdrücken konnte und mir stets vollstes Vertrauen seitens meiner Kolleginnen und Kollegen entgegengebracht wurde.

Welche Wichtigkeit hat Ihrer Meinung nach die Stiftung Haydn?

Sie hat auf lokaler Ebene eine äußerst wichtige Stellung inne, was die Verbreitung und Sichtbarkeit der klassischen Musik anbelangt. Es ist wichtig, die musikalische Bildung zu pflegen, vor allem bei jungen Menschen. Ich glaube, dass sie einen großen Mehrwert für die Wiedererlangung einer menschlichen Dimension darstellt, die sonst leider verloren geht.

Mit wem in der Stiftung würden Sie gerne mal die Rolle tauschen?

Da ich mich aufgrund meiner Rolle immer hinter der Bühne aufhalte, würde ich gerne mal als Orchestermusikerin bei einem Sinfoniekonzert dabei sein, um zu erfahren, wie es sich anfühlt, auf der Bühne zu stehen und vor einem Publikum zu spielen.