Ein Blick auf den Aufbau des Sinfonieorchesters
Wie ein majestätisches Bauwerk aus Klängen und Melodien erhebt sich in der klassischen Musik das Sinfonieorchester, das sich durch eine breite Palette an Instrumenten auszeichnet. Jedes Instrument löst beim Publikum durch seine einzigartige Klangfarbe ein anderes Gefühl aus, und die geschickte Kombination dieser Klangfarben verleiht der Musik ihre Tiefe und Emotionalität. Hinter der beeindruckenden Konzertkulisse steckt eine komplexe Struktur. Wir erklären Ihnen, wie Dirigent, Musiker und Instrumente zum harmonischen Klangbild werden.
Jedes Instrument ist wichtig
Seit der Wiener Klassik, also der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, hat sich die Form des Sinfonieorchesters fest etabliert. Während ein Kammerorchester aus zehn bis 20 Musiker:innen besteht, sind es bei einem Sinfonieorchester 50 bis 100. Das Haydn Orchester besteht aus 46 festen Musikerinnen und Musikern, die – je nach Programm – von freien Musikerinnen und Musikern unterstützt werden. Sie alle verschmelzen mit ihrer Persönlichkeit und ihrem Können beim Musizieren zu einem kollektiven Klangkörper. Damit Klang und Lautstärke miteinander harmonieren, ist die Sitzordnung wesentlich für den Gesamtklang. Wer, wo und neben wen im Orchester Platz nimmt, ist traditionell geprägt. Neben der sogenannten europäischen Orchesteraufstellung, die vor allem für Werke der Wiener Klassik verwendet wird, gibt es auch die „neuere“ amerikanische Variante, bei der z. B. die ersten und zweiten Violinen direkt nebeneinander spielen. Diese Aufstellung hat sich inzwischen bei den meisten Orchestern weltweit durchgesetzt.
Die Position der Instrumente bezeichnet in keinem Fall ihre Wichtigkeit, vielmehr geht es um die Aspekte der Lautstärke, die identifizierbare Hörbarkeit und den Gesamtklang. Aus diesem Grund befinden sich die „zarten“ Instrumente vorne und die lauten hinten. Grundsätzlich sollte der Dirigent sämtliche Instrumente hören und beim Publikum sollte ein homogenes Klangbild ankommen.
Was man spielt, so sitzt man
Insgesamt ist der Aufbau des Sinfonieorchesters ein vielschichtiges Zusammenspiel von Künstlerinnen und Künstlern, Instrumenten und Emotionen. Das Haydn Orchester ist – neben des vielseitigen Repertoires – in seiner Formation und seinen Spielorten besonders wandlungsfähig und experimentierfreudig. Sein Fundament bilden die Streicher: 1. Violinen, 2. Violinen, Bratschen, Violoncelli. Sie schaffen die Basis für den Gesamtklang und sind – gemäß der amerikanischen Orchesteraufstellung – ganz vorne, von links nach rechts, im Halbkreis um den Dirigenten platziert.
Im nächsten Halbkreis befinden sich eventuell unterstützende Instrumente, wie Klavier, Celesta und Harfe, gefolgt von den Holzblasinstrumenten: Klarinetten, Flöten, Fagotte und Oboen. Daneben sitzen die Hornbläser und die Kontrabass-Spieler.
Die Blechbläser dürfen sich – aufgrund der Lautstärke von Trompete, Posaune und Tuba – weiter hinten in der dritten Reihe ausbreiten.
In der letzten Reihe befindet sich schließlich das für die rhythmische Präzision verantwortliche Schlagwerk – erstens, weil es viel Platz einnimmt und zweitens natürlich wegen der voluminösen Knallgeräusche.
Im Rahmen der Streicher, Bläser und des Schlagwerks gibt es verschiedene Sektionen, jede mit ihrer spezifischen Rolle. Die Streicher teilen sich oft in erste und zweite Violinen, Bratschen, Celli und Kontrabässe. Bläser und Schlagwerk sind ebenfalls in Gruppen unterteilt. Diese Struktur ermöglicht eine feine Abstimmung und präzise Interpretation der Musik.
Der Melodienmaler
Der Dirigent steht auf dem Podium und verleiht dem Orchester Struktur. Seine Bewegungen dirigieren nicht nur den Takt, sondern interpretieren und formen den kompletten musikalischen Raum. Sein Geschick und sein Gefühl beeinflussen die Harmonie und Dynamik des gesamten Ensembles. Am Pult des Haydn Orchesters standen seit seinen Anfängen 1960 bereits einige hochkarätige Dirigenten, unter anderem Antonio Pedrotti – als erster zuständiger Dirigent des Orchesters überhaupt –, Ola Rudner und Arvo Volmer. Ottavio Dantone ist der aktuelle Chefdirigent des Haydn Orchesters. Seine Vision: Er möchte die Vielseitigkeit und technische Finesse des Klangkörpers noch mehr ausschöpfen.
Sarah Meraner