Der „Mozart-Effekt“

veröffentlicht am
Giovedì
22 agosto 2024

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Wie die Musik Sprache, Feinmotorik und den Organismus von Kindern positiv beeinflusst und warum sie Teil von uns ist, erfahren Sie in diesem Blogbeitrag!

Drei Gründe, warum Musik für Kinder gut ist

1991 sprach der französische Forscher Tomatis erstmals vom sogenannten „Mozart-Effekt“, bei dem bei Kindern nach dem Anhören der Sonate D-Dur für zwei Klaviere, KV 448, eine vorübergehende Leistungssteigerung in der visuell-räumlichen Verarbeitung auftreten soll. Außerdem werden darunter sämtliche kognitive Leistungssteigerungen verstanden, die auf klassische Musik zurückgeführt werden können. Lange Zeit war diese Hypothese sehr umstritten. Ein finnisches Forscherteam hat den Effekt klassischer Musik auf das Gehirn 2015 erneut untersucht <https://www.n-tv.de/wissen/Studie-Musik-macht-doch-schlau-article14703901.html> und herausgefunden, dass das Hören eines Mozart-Violinkonzerts die Ausprägung bestimmter Gene erhöht, die Ausprägung anderer wiederum senkt. Dadurch könnten kognitive Fähigkeiten gesteigert werden.
Alice Nardelli entwickelt und koordiniert das Programm für Schulen und Familien der Stiftung Haydn. Bereits seit 15 Jahren arbeitet sie mit dem – wie sie es sagt – „schönsten Publikum der Welt“ und legt sich, was den Einfluss von Musik auf Kinder anbelangt, nicht auf den Begriff der Klassik fest. Er vergrößere oft Hemmungen, sich ihr zu nähern, ist sie überzeugt. Dabei sei Musik die einfachste und natürlichste Sache der Welt. „Wir sollten Kindern die Möglichkeit geben, für möglichst viele Genres, für rhythmische und klangliche Variationen offen zu sein.“ Die erfahrene Musikpädagogin weiß: Musik erzählt, inspiriert und überrascht. Und sie erregt, beruhigt und vermittelt Gefühle – das beeinflusst die Kleinsten in vielerlei Hinsicht:

1. Musik wirkt sich positiv auf die Entwicklung und Fähigkeiten von Babys aus

Die heutige Neurowissenschaft bestätigt: Musik beeinflusst bei Babys – wie auch bei Erwachsenen – das Gehirn. Nach dem Hören von Musik sahen die Hirnrareale der Säuglinge und Kleinkinder, die mit Sprache und Musik zusammenhängen, verändert aus – wie eine Studie <https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4868410/> des US-amerikanischen Institutes of Learning and Brain Sciences feststellte. Wenn Kleinkinder zudem zusammen mit anderen musizieren, werden auch Persönlichkeitsmerkmale wie Hilfsbereitschaft und Kooperationsfähigkeit gefördert.

2. Selbst Musizieren fördert sprachliche und mathematische Fähigkeiten

Gleich mehrere Gehirnbereiche werden aktiviert, vor allem dann, wenn ein Instrument selbst gespielt wird: Dies wirkt sich sogar noch besser auf die Entwicklungen von Kindern aus, als Musik „nur“ zu hören. Neben der Feinmotorik, die z. B. beim Greifen von Rasseln oder Klanghölzern geschult wird, werden gleichzeitig auch sprachliche und mathematische Fähigkeiten sowie die Kreativität gefördert. Graham Welsh ist ein britischer Neurowissenschaftler, der die Wirkung von Musik auf das Gehirn genau untersucht: „Wir sehen eine Auswirkung auf die Lese- und Schreibfähigkeit, das Rechnen, die körperliche Entwicklung, die grobmotorische Koordination etwa beim Laufen und Springen, die Feinmotorik sowie die soziale und emotionale Entwicklung.“ Musik hilft also spielerisch dabei, die Verbindung beider Gehirnhälften zu entwickeln.

3. Klassische Musik wirkt beruhigend

Mehrere Studien bestätigen, dass Musik sich physiologisch entspannend auf den Organismus auswirkt: Sie senkt den Blutdruck, erhöht das Wohlfühlhormon Dopamin. Sanft gespielte Klassik vor dem Zubettgehen kann sich außerdem positiv auf die Schlafqualität auswirken.

Musik ist ein Teil von uns

„Spielen Sie mit Musik, machen Sie sie zu einem Teil Ihres Alltages und gönnen Sie sich ein paar Minuten des Zuhörens, ohne etwas tun oder reden zu müssen“, rät Alice Nardelli allen Eltern. Letztlich gehe es um das gemeinsame Spielen und Zuhören. Und das von Anfang an: „Musik ist Teil unseres genetischen Erbes. Die ersten Klänge werden bereits durch das Fruchtwasser übertragen; die Schritte der Mutter und ihr Herzschlag sind die ersten Rhythmen, an die wir uns erinnern. Die Stimme der Mutter ist die erste und grundlegende Verbindung zwischen dem vorgeburtlichen Leben und der Geburt.“ Die Musik – in all ihren Formen – ist also ein Teil von uns. Im Zeitalter des Wachstums und der Entdeckungen steht sie für etwas bereits Bekanntes. Alice Nardelli ist außerdem überzeugt: „Nehmen wir die Jungen und Mädchen mit zu Konzerten, ohne Angst zu haben, dass sie stören oder zu klein sind. Sie werden erstaunt sein: Kinder sind das aufmerksamste und anspruchsvollste Publikum.“

Sarah Meraner