Die Würfel sind für Giulio Cesare in Egitto gefallen…

veröffentlicht am
Venerdì
28 febbraio 2025

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Herausragend – Mächtig – Tragisch – Göttlich

Gaius Julius Cäsar muss eine multiple Persönlichkeit gewesen sein – so könnte man heute sagen. Ein Mann mit vielen Gesichtern und Geheimnissen. Bis heute bietet Cäsar mit seinen Taten viel Raum für Interpretationen. Man kann ihn als machtgierigen Egoisten sehen, der seinen Verlust für jedes Maß mit seinem Leben bezahlt hat, jedoch auch als politischen Strategen und fortschrittlichen Revolutionär, der, entgegen festgefahrener Denkweisen, alte Strukturen aufbrach und dem stetig größer werdenden
römischen Reich anpasste. Damit steht der gallische Krieg sinnbildlich für sein Lebenswerk, an dem er wohl auch menschlich zerbrochen ist. Aber wer weiß das schon?

Cäsar

Große Menschen besitzen die Stärke, Kränkung zu verzeihen. Lasst Pompeius kommen, er soll Cäsar umarmen, und das Feuer des Krieges sei auf immer erloschen: So sei der Sieger vom Besiegten besiegt.

Giulio Cesare, Libretto Nicola Francesco Haym.

Dennoch ist kaum ein antiker Herrscher so berühmt wie Julius Cäsar, und man meint, ihn doch gut zu kennen – schließlich geistert er schon seit Generationen durch die Lehrbücher und Lateinaufgaben an den Schulen. So richtig populär aber wurde er nicht zuletzt dank unzähliger Abenteuer zweier Comic-Helden aus einem kleinen unbeugsamen gallischen Dorf. Selbst die Schöpfer von Asterix und Obelix haben sich auf der Suche nach dem wahren Gesicht Julius Cäsars redlich bemüht, der gezeichneten Figur Authentizität zu verleihen. Sie „spinnen zwar die Römer“, so der liebenswerte Obelix, deren
Imperator, zollen Asterix und Obelix aber unumstritten Respekt. Sie lassen ihn seitenweise
ungeschoren davon kommen und entwickeln sogar so etwas wie Zuneigung zu dem lorbeergekrönten Oberhaupt. Da muss doch mehr hinter diesem Cäsar stecken?

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Poesie statt Politik

Genug Tiefe und Tragik fand wohl auch William Shakespeare in Julius Cäsars Leben. Sein Titelheld, gerät, wie viele immer wieder in die Abhängigkeit von Mächten, denen er bei aller Widerstandskraft letztlich ausgeliefert ist. So lässt auch Shakespeare Konflikte nicht auf dem Feld und der Bühne austragen, sondern im Inneren des Menschen. Gewissenskonflikte, Einsichten, Erkenntnisse, Zugeständnisse sind es, an denen wir, das Publikum, teilnehmen und die wir hautnah zu spüren bekommen.
Auch in Georg Friedrich Händels Oper Giulio Cesare und in Chiara Mutis Inszenierung ist Julius Cäsar kein auf politische Willkür reduzierter Despot, sondern ein milder Herrscher, auf der Suche nach seelischem Frieden.

Cäsar

Seele des großen Pompeius,
die du unsichtbar
um seine Asche schwebst,
Schatten waren deine Trophäen,
Schatten war deine Größe,
und ein Schatten bist du selbst.
So endet schließlich menschlicher Prunk.
Wer gestern noch lebend im Krieg eine Welt eroberte,
dessen Staub liegt heute schon in einer Urne.
Ach, so wird jeder Mensch aus Lehm geboren,
und das Ende ist ein Stein.
Elendes Leben! Oh, wie vergänglich bist du!
Ein Hauch erschafft dich, und ein Atemzug zerstört dich.

Giulio Cesare, Libretto Nicola Francesco Haym

Ein halber, übergroßer Kopf ist auf der Bühne zu sehen – es ist jener des von Julius Cäsar beklagten Rivalen Pompeius. Im Laufe der Oper wird er in einzelne Elemente zerlegt und bildet eine poetische, surreale Landschaft, in der Regisseurin Chiara Muti die Arien zu kleinen Szenen verwandelt. Elemente der Antike mischen sich mit Shakespeares Dramatik. Es kommt ein barockes Feeling auf, bleibt aber ein zeitloses Geschehen. Denn alles dreht sich in dieser Produktion um die Beziehungsgeflechte, um heroische Haltungen, Liebesempfindungen und die ganze Bandbreite innerer Welten. Da ist kein Platz für schwarz-weiße Malerei, sondern Raum für eine moderne, sinnliche und geistreiche Sichtweise auf Menschen von gestern und heute.

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