Musik neu erleben
veröffentlicht am
Lunedì
30 settembre 2024
Bolzano wurde von der UNESCO zur „Stadt der Musik“ ernannt – ein Titel, der die kulturelle Lebendigkeit und künstlerische Exzellenz der Stadt ehrt. Eines der Projekte, das dieses Engagement für musikalische Forschung greifbar macht, ist „SOAVE“ (Stage Orchestra Audio Video Experience). Dieses innovative Projekt wurde von der Haydn Stiftung in Zusammenarbeit mit E-voluzione s.r.l. und ETT S.p.A. ins Leben gerufen – einem führenden Unternehmen im Bereich digitale Innovation und virtuelle Realität. Ziel des Projekts ist es, das Musikerlebnis bei Orchesteraufführungen auf eine ganz neue Ebene zu heben. Wir haben uns mit Francesco Sacerdoti, dem Tontechniker des Projekts, getroffen, um mehr über diese spannende Initiative zu erfahren.
Herr Sacerdoti, können Sie uns kurz etwas über sich und Ihre Arbeit erzählen?
Ich bin Elektroingenieur und leite ein Unternehmen, das innovative Projekte umsetzt (E-voluzione s.r.l.). Außerdem unterrichte ich an der Universität Federico II in Neapel „Toningenieurwesen“, was auch meine größte Leidenschaft ist.
Könnten Sie uns das Projekt SOAVE kurz vorstellen?
SOAVE (Stage Orchestra Audio and Video Experience) ist ein System, das es ermöglicht, ein Konzert aus verschiedenen Perspektiven innerhalb des Orchesters zu erleben. Wir arbeiten daran, eine museale Station zu schaffen, die ein immersives Erlebnis bietet, und entwickeln außerdem ein VR-System, mit dem man sich mithilfe eines Headsets innerhalb des Orchesters frei bewegen kann.
Wie ist die Idee zu SOAVE entstanden?
Die Idee entstand aus meiner persönlichen Erfahrung als Amateurmusiker. Ich nahm an einem Konzert von 101 Flötisten unter der Leitung von Paolo Totti teil und saß dabei zwischen Bass- und Kontrabassflöten. Gleichzeitig zeichnete ich das Konzert aus der Perspektive des Publikums auf. Der Klang, den ich als Musiker innerhalb des Orchesters wahrnahm, war vollkommen anders als der Klang, den das Publikum hörte. Daraus entstand die Idee, Konzerte aus verschiedenen Blickwinkeln aufzunehmen und zugänglich zu machen.
Was zeichnet das Projekt in technischer Hinsicht besonders aus?
Soweit wir wissen, hat noch niemand ein unabhängiges Audio- und Videosystem entwickelt, das die Synchronisation der verschiedenen Ton- und Bildströme ermöglicht. Diese Technologie erlaubt es dem Zuhörer, seine Position innerhalb des Orchesters in Echtzeit zu verändern, während er der Musik lauscht.
Häufig wird beim Hörerlebnis das Publikum vernachlässigt. Wie trägt SOAVE zu einem neuen Klangerlebnis bei?
Das Publikum erlebt ein Konzert normalerweise von einem festen Sitzplatz aus. Mit SOAVE geben wir dem Publikum die Möglichkeit, sich innerhalb des Orchesters zu bewegen. Einige Orchester bieten inzwischen spezielle „Plätze“ an, bei denen wenige Zuschauer mitten im Orchester sitzen dürfen. Wir möchten dieses besondere Erlebnis für alle zugänglich machen – das Publikum kann sich während des Konzerts virtuell frei durch das Orchester bewegen.
Wie hat sich das Musikerlebnis im Laufe der Zeit verändert, und welche Entwicklungen erwarten Sie für die Zukunft?
Immer mehr Musikkonsum erfolgt digital. Unser Format ermöglicht den Zugang über das Web oder über die wichtigsten Musikplattformen direkt auf dem eigenen Handy. Für das beste Erlebnis empfehlen wir jedoch gute Kopfhörer.
Wie wird sich das Projekt in Zukunft weiterentwickeln? Wo wird man es erleben können?
Zukünftig soll SOAVE an einer speziellen Station im Museum erlebbar sein. Dort können die Besucher im Raum herumlaufen und direkt in die Klänge des Orchesters eintauchen.
Das Projekt SOAVE wird vom Kompetenzzentrum MedITech mittels der EU-finanzierten PNRR-Ausschreibung – Next Generation EU kofinanziert.