Maria Anna und Wolfgang Amadeus – zwei Wunderkinder auf einer außergewöhnlichen Reise durch Europa
Jeder kennt Mozart, das Wunderkind, das Europa in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verzauberte. Doch hinter diesem Namen verbirgt sich nicht nur ein, sondern zwei Wunderkinder – Wolfgang Amadeus, liebevoll „Wolferl“ genannt, und seine ältere Schwester Maria Anna, besser bekannt als „Nannerl“. Beide waren außergewöhnliche Virtuosen, die die Höfe Europas mit ihren beeindruckenden Konzerten begeisterten. Ihre Auftritte waren spektakulär: Sie spielten blind, mit einem Tuch über den Tasten, oder reproduzierten Musikstücke aus dem Gedächtnis, die sie gerade gehört hatten. Doch während Wolfgang Amadeus Mozart heute weltberühmt ist, bleibt Nannerl meist nur eine Randnotiz für neugierige Wikipedia-Leser. Warum hat sie die Geschichte vergessen?
Das Theaterstück La Piccola Mozart (Die kleine Mozart) erweckt die Geschichte dieser beiden Geschwister zu neuem Leben. Es erzählt von ihrer abenteuerlichen Reise durch Europa – eine moderne Märchenreise über Träume, Leidenschaft und die Chancen, die uns gegeben (oder verweigert) werden. Basierend auf wahren Anekdoten und biografischen Details verwebt das Stück historische Fakten mit fantasievollen Elementen.
Die Handlung beginnt im Jahr 1762: Nannerl ist elf Jahre alt und spielt seit ihrer Kindheit Cembalo, während der sechsjährige Wolferl bereits seit seinem vierten Lebensjahr musiziert. Gemeinsam bilden sie ein Duo außergewöhnlicher Talente. Ihr Vater Leopold, gleichzeitig Lehrer, Komponist, Manager und Promoter, organisiert nach einem erfolgreichen Konzert in München eine noch größere Herausforderung: Die Kaiserin Maria Theresia lädt sie an den Wiener Hof ein. Der Auftritt wird ein überwältigender Erfolg und markiert den Start eines unglaublichen Abenteuers: Drei Jahre lang reisen die beiden Kinder durch Europa, von Deutschland über Belgien, Frankreich und England zurück nach Frankreich, in die Schweiz und wieder nach Österreich. Sie besuchen 88 Städte und faszinieren das Publikum, ob Adel oder Bürgertum, mit einer einzigartigen Mischung aus Musik und Entertainment. Ihr Vater druckt Werbeflyer, organisiert Eintrittskarten und erfindet immer neue Präsentationsformen – fast wie ein moderner Popstar-Manager.
Im Jahr 1769, als Leopold Mozart eine weitere Reise plant, entscheidet er, nur seinen Sohn Wolfgang mitzunehmen. Nannerl, inzwischen 18 Jahre alt, ist nicht mehr das gefeierte Kindertalent von einst. Sie ist eine junge Frau, und für Frauen gab es damals keinen Platz in der Welt der musikalischen Genies. Ihre Zukunft war vorgezeichnet: Sie bleibt zu Hause und folgt den gesellschaftlichen Erwartungen, die eine Heirat vorsehen. Damit verschwindet Maria Anna Mozart für viele Jahre aus dem Rampenlicht der Musik, doch nicht aus dem Leben ihres Bruders. Die beiden stehen weiterhin in regem Briefkontakt, tauschen Ratschläge zu Kompositionen aus und bleiben einander verbunden. Nannerl zieht in ein kleines Dorf, wird Ehefrau und Mutter – und verstummt musikalisch. Doch Jahre später, mit 50, wendet sich ihr Leben erneut: Nach dem Tod ihres Mannes kehrt sie nach Salzburg zurück, eröffnet eine Musikschule und beginnt wieder zu spielen. Frei von gesellschaftlichen Zwängen widmet sie sich fast drei Jahrzehnte lang mit neuer Leidenschaft ihrer Musik.
Andrea Piazza – Regisseur von La piccola Mozart