Trommeln und Pauken
Unter der Leitung seines Chefdirigenten Ottavio Dantone eröffnet das Haydn Orchester die Konzertsaison 2023/2024 im Konzerthaus in Bozen.
Unter dem Dirigat von Ottavio Dantone startet das Haydn Orchester am 17. Oktober um 20 Uhr im Konzerthaus Bozen in die neue Saison 2023/24. Das – von RAI Radio 3 Suite – live übertragene Konzert wird am 18. Oktober im Auditorium in Trient um 20.30 Uhr wiederholt. Auf dem Programm stehen Joseph Haydns Sinfonie Nr. 103 „mit dem Paukenwirbel“ und die 7. Sinfonie von Ludwig van Beethoven. Ottavio Dantone ist heute Chefdirigent des regionalen Klangkörpers und wird in der Saison 2024/25 die Position des Musikdirektors übernehmen.
Beide Eröffnungskonzerte leiten kurze Auftritte des senegalesischen Multiinstrumentalisten Cheikh Fall im Rahmen der vom künstlerischen Leiter des Haydn Orchesters Giorgio Battistelli konzipierten „Ouverture barbare“ ein. Dieses neue Format soll das Publikum in der neuen sinfonischen Spielzeit mit der Magie uralter und spiritueller Klänge und Instrumente bekannt machen. Die Konzerte ergänzt zudem das neue Angebot „Im Herzen des Orchesters“: Jeweils vier Besucherinnen und Besucher können in Bozen und Trient auf der Bühne „mitten im Orchester“ Platz nehmen und die Konzerte damit aus einer exklusiven Position erleben.
Haydns 103. Sinfonie „mit dem „Paukenwirbel“ entsteht 1795 für die Konzertreihe der „Opera Concerts“ in London und wird von einem für diese Zeit ungewöhnlich umfangreichen Klangkörper mit zirka 60 Musikern unter der Leitung des Komponisten im King’s Theater uraufgeführt. Konzertmeister ist an diesem Abend der berühmte Violinist und Komponist Giovanni Battista Viotti. Ein Überraschungsmoment im ersten Satz verleiht dem Werk den Beinamen. Im ersten Takt notiert Haydn nur einen einzigen Paukenton mit Fermate und dem Kommentar „Intrada“. Das bedeutet, dass der Schlagwerker diesen (auszudehnenden) Takt mehr oder weniger frei improvisieren darf. Im Mai 1812 beendet Beethoven die Arbeit an seiner 7. Sinfonie. Am 8. Dezember 1813 wird das Werk bei einem Benefizkonzert für die Kriegsveteranen in der Alten Universität in Wien mit Beethovens antinapoleonischer Programmmusik „Wellingtons Sieg oder die Schlacht bei Vittoria“ uraufgeführt. Acht Wochen zuvor hat die „Völkerschlacht“ bei Leipzig mit 600.000 eingesetzten Soldaten, von denen mehr als 90.000 verwundet oder getötet wurden, den Weg für die Neuordnung Europas freigemacht. Das Wiener Publikum ist begeistert, viele Kritiker und Musikerkollegen reagieren jedoch fassungslos. Der scheinbar ungebändigte Musikstrom irritiert die Zeitgenossen. Fest steht: Kein anderes Werk von Beethoven ist so sehr vom Rhythmus beherrscht. Richard Wagner, der von einer „Apotheose des Tanzes“ sprach, soll im Palazzo Vendranin in Venedig zu Liszts pianistischer Interpretation der Partitur tatsächlich getanzt haben. Am überzeugendsten hat der Schriftsteller Romain Rolland die 7. Sinfonie beschrieben – als „Orgie des Rhythmus“.
Cheikh Fall ist Perkussionist und Virtuose auf der mit beiden Händen gezupften westafrikanischen Harfenlaute Kora. Er wurde in Dakar (Senegal) geboren und beginnt im Alter von vier Jahren unter Anleitung seines Vaters die bei religiösen Riten eingesetzte Basstrommel Tabala zu spielen. Später wechselt er dann zur ebenfalls westafrikanischen Djembe. Im Alter von 20 Jahren wird er Djembe-Solist im senegalesischen Ballett „Djembe Rhythm” und spielt auf der ersten CD-Einspielung von Bakh Yaye („Ndioukel“) mit. 2005 kommt er als Perkussionslehrer und Live-Musiker nach Italien und lebt seitdem in Genua.
Nach den Eröffnungskonzerten der Saison 2023/24 steht Ottavio Dantone wieder am 9. und 10. November am Pult des Haydn Orchesters. Auf dem Programm steht an diesen beiden Abenden Gustav Mahlers 7. Sinfonie. Am 26. und 27. März 2024 wird er in Bozen und Trient zwei Konzerte mit Mozarts Ouvertüre zur Oper „Le nozze di Figaro“, Haydns 100. Sinfonie und der „Kammersymphonie“ von Franz Schrecker leiten. In einer Stellungnahme unterstreicht Ottavio Dantone seine enge Verbindung mit dem Haydn Orchester: „Ich freue mich sehr über diese Zusammenarbeit und fühle mich geehrt, denn ich bin überzeugt, dass dieses Orchester heute international zu den interessantesten musikalischen Projekten gehört. Der Wechsel von der Rolle des Chefdirigenten zur Position des Musikdirektors wird unsere seit 2007 bestehende Beziehung – sowohl in künstlerischer wie auch in menschlicher Hinsicht – intensivieren. Im Haydn Orchester habe ich einen fruchtbaren Boden für den Austausch von Ideen und die Suche nach einer gemeinsamen Musiksprache gefunden. Das ist wichtig, denn die Arbeit mit einem Orchester muss sich notwendigerweise um diese Eckpfeiler drehen“.
Info&Tickets – 0471.053800