Vorstellung des Opernprogramms 2023

veröffentlicht am
04.01.2023

Pressekonferenz Oper 2023
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When Night Falls

 

Wait for me somewhere between reality and all we’ve ever dreamed.

J. M. Barrie

Wenn die Nacht hereinbricht, beginnt auch die Zeit der Schatten. Abgründe, Brüche und Schatten stehen auch im Mittelpunkt der Auftragsoper Peter Pan – The Dark Side, die am 25. März 2023 uraufgeführt wird. Sie ist einer von insgesamt vier Titeln, die zwischen März und April 2023 im Rahmen des Opernprogramms der Stiftung Haydn in Bozen und Trient aufgeführt werden.

Die Stiftung Haydn von Bozen und Trient hat heute das Opernprogramm 2023 unter der künstlerischen Leitung von Matthias Lošek vorgestellt: Zwischen März und April 2023 kommen vier Produktionen auf die Bühnen in Bozen bzw. Trient sowie in Rovereto. Den Auftakt macht am 19. März 2023 ein Liederabend der besonderen Art. In einer radikalen Neuinterpretation der Winterreise verwandeln Oliver Welter, Leadsänger der Band Naked Lunch und die Pianistin und Performerin Clara Frühstück den gleichnamigen Liederzyklus von Franz Schubert für Klavier und Gesang in emotional berührende, moderne Songs zwischen Klassik und Pop. Ein regelrechter Wendepunkt in der Rezeption dieses romantischen Meisterwerks. Eine bewegende Reise in die düstere Seele des bekannten Werkes. Bei der Uraufführung am Wiener Akademietheater im Juni 2021 gab es für das Duo „standing ovations“.

Mit Peter Pan – The Dark Side folgt am 25. und 26. März eine Auftragsproduktion der Stiftung Haydn von Bozen und Trient mit Unterstützung der Ernst von Siemens Musikstiftung und des Österreichischen Kulturforums in Mailand. Es ist bereits die zweite Oper einer Trilogie, die von der Stiftung Haydn bei Komponisten der Euregio Tirol-Südtirol-Trentino in Auftrag gegeben wurde. Der Osttiroler Komponist Wolfgang Mitterer und der Librettist David Pountney bieten einen neuen und zugleich düsteren Blick auf die Geschichte des Jungen, der nie erwachsen werden wollte. „Wir haben uns mit Peter Pan für die Inszenierung eines bekannten literarischen Textes entschieden, der etwas zu sagen hat und dem die meisten Menschen in ihrem Leben schon begegnet sind“, sagt der künstlerische Leiter Matthias Lošek, „aber die Erwartungen des Publikums sollten gebrochen werden, vermeintlich bekannte Elemente sollten in einem neuen Licht gezeigt werden. Anders als in der Disney-Aneignung bietet Peter Pan – The Dark Side viele Anknüpfungspunkte an das Original von James M. Barrie.“ Die britisch-irische Regisseurin Daisy Evans – sie war in Trient bereits mit ihrer Silent Opera Vixen zu sehen – zeigt Wendy als junge Teenagerin im Haltegriff von Social Media und Fake News. Verführt von Peter Pan, driftet sie ab in ein „digitales Nimmerland“, in dem Realität und Fantasie verschwimmen. Es beginnt eine Geschichte im Reich der Schatten und der menschlichen Abgründe. Die musikalische Leitung übernimmt Timothy Redmond.

Sechs Jahre nach dem Erfolg von The Raven des Komponisten Toshio Hosokawa bringt die Stiftung Haydn am 1. und 2. April 2023 Hanjo auf die Bühne des Teatro Sociale in Trient. Als Libretto diente Yukio Mishimas gleichnamiges Stück aus der Tradition des japanischen Nō-Theaters. Hanjo ist eine ergreifende und hypnotische Kammeroper über das Thema des Wartens, eine unerfüllte Liebesgeschichte zwischen der Geisha Hanako und ihrem jungen Geliebten Yoshio. Hanjo ist eine Koproduktion mit der Catapult Opera New York. In Bozen und Trient wird die Oper unter der musikalischen Leitung von Marco Angius und der Regie und Choreografie von Luca Veggetti, der häufig mit Hosokawa zusammenarbeitet, aufgeführt. Eri Nakamura in der Rolle der Geisha Hanako arbeitet sich mit Stimme und Körper an die unzähligen Nuancen von Verlassenheit, Liebe, Besessenheit, Nostalgie und Umbruch heran.

Nach zahlreichen Auszeichnungen gastiert die erfolgreiche Musiktheaterinstallation Curon/Graun im Rahmen des diesjährigen Opernprogramms am 4. April 2023 im Teatro Zandonai in Rovereto, der Heimatstadt des Autors und Regisseurs Filippo Andreatta des Theaterkollektivs OHT – Office for a Human Theatre. Curon/Graun macht das Schicksal des gleichnamigen Dorfes Graun, das 1950 für den Bau des Reschenstausees überflutet wurde, zum bestimmenden Thema. Bis heute ragt einzig der Kirchturm von St. Anna als stummes Mahnmal dieser vormaligen Heimat aus dem Wasser. Die Zwangsevakuierung von Graun ist der rote Faden der Handlung, sie wird mit Zurückhaltung und nur über Texte, Bilder und Musik von Arvo Pärt erzählt. Der Wiederaufbau des versunkenen Turmes macht die Bühne zur Metapher für Arvo Pärts Tintinnabuli-Musik. Um der ursprünglichen Ausdruckskraft von Stille und Bewegungslosigkeit genügend Raum zu geben, wurde auf weitere Bühnenelemente verzichtet. Das 2018 uraufgeführte Stück wirft heute – inmitten von Energiekrise, Klimawandel, Krieg und Migrationsbewegungen von epochalem Ausmaß – Fragen auf, die aktueller sind denn je.