Eine „Sinfonie ohne Bläser“, ein Ständchen oder ein Divertimento aus dem 19. Jahrhundert: „Wie freue ich mich, dass Mozart seinen Reiz auf mich nicht im Mindesten eingebüßt hat“, schreibt Peter Tschaikowsky 1880 aus der Sommerfrische auf dem Gut seiner Schwester Alexandra im ukrainischen Dorf Kamjanka an seine Freundin und Mäzenin Nadeshda von Meck. In diesem Umfeld schreibt er seine Streicherserenade, deren erster Satz dann auch als „Tribut meiner Verehrung an Mozart“ angelegt ist. Der berühmte Walzer im zweiten Satz führt direkt in die prunkvollen Ballsäle der Belle Epoque. Auf eine schwermütige Elegie folgt dann ein Finale, in dem der Komponist – wie im Satztitel („Tema russo“) bereits angekündigt – zwei russische Volkslieder verarbeitet. Astor Piazzollas „Cuatro Estaciones Porteñas‘“ („Die vier Jahreszeiten von Buenos Aires“) entstehen – anders als Vivaldis Violinkonzerte mit dem Titel „Le quattro stagioni“ aus dem Jahr 1725 – in mehreren Jahren und werden nicht als Suite oder als Zyklus konzipiert. „Verano Porteño“ komponiert Piazzolla 1964 als Schauspielmusik zu dem Theaterstück „Melenita de Oro“ von Alberto Rodríguez Muñoz, „Otoño Porteño“ folgt 1969, „Primavera Porteña” und „Invierno Porteño” kommen 1970 dazu. Der 1921 in Buenos Aires geboren e Astor Piazzolla ist bereits als Filmkomponist und Kammermusiker erfolgreich, als sein „Neuer Tango“ in den 1960er Jahren die zwielichtigen Kabaretts und Nachtclubs in der argentinischen Hauptstadt verlässt und – angereichert mit klassischer Harmonik und Instrumentation, mit Einflüssen des Jazz, der europäischen Barockmusik und der Neuen Musik – als multikulturelle Kunstmusik in die Konzertsäle umzieht. Seine ursprünglich für ein Tango-Quintett in der Besetzung Bandoneon, Violine, Klavier, E-Gitarre und Kontrabass geschriebenen „Vier Jahreszeiten“ sind sicher ein Höhepunkt dieses unverwechselbaren Stils.