Was geschieht, wenn das Kammermusikwerk von Arnold Schönberg auf das Filmschaffen von David Lynch trifft, zeigt Clown Time. Das Siegerprojekt des diesjährigen Musiktheaterwettbewerbs FRINGE bringt einen imaginären Dialog der beiden Künstler auf die Bühne, die in ihren Werken eine ähnliche Herangehensweise verfolgten und ihr Publikum mit außergewöhnlichen Hör- und Seherlebnissen herausforderten. Schönbergs Atonalität steht Lynchs Antidramaturgie gegenüber. Es geht um die utopische Verwandlung von einem Klang in ein Bild. Die Compagnia Abbondanza/Bertoni lässt dabei auf der Bühne ein Gefühl von Entfremdung entstehen. Das Unvollendete und Ungelöste kann als Metapher für die Rastlosigkeit und Beziehungsunfähigkeit des modernen Menschen verstanden werden. Schönbergs Kammersymphonie Nr. 1, Op. 9 wird live auf der Bühne gespielt, die originale Partitur wird dafür zerlegt und als elektronische Fassung wieder neu zusammengesetzt. Durch das Wiederholen und Beibehalten bestimmter Momente der Originalpartitur entsteht eine neue Beziehung zwischen Musik, Tanz und Theater. Das entfremdete Umfeld, das durch die veränderte Musik entsteht, ist frei inspiriert von Lynchs Kurzfilmserie Rabbits: Die sich wiederholenden Bewegungen und zusammenhangslosen Sätze schaffen Beziehungslosigkeit und führen die Einsamkeit des modernen Menschen vor Augen.