Was geschieht, wenn ländliches Idyll auf Modernitätsstreben trifft? Die Musiktheaterinstallation
Curon/Graun des Theaterkollektivs
OHT - Office for a Human Theatre macht das Schicksal des Dorfes Graun, das 1950 für den Bau des Reschenstausees zur Stromerzeugung überflutet wurde zum bestimmenden Thema. Angesichts der weltweiten Energiekrise ist das 2018 uraufgeführte Stück heute aktueller denn je. Welche Einschnitte erfordert die Stromgewinnung? Als stummes Mahnmal ragt bis heute der Kirchturm von St. Anna aus dem Wasser. Von Netflix kommerzialisiert, wird er in
Curon/Graun zu einem Mahnmal und gleichzeitig zum Hauptdarsteller. Keine Personen kommen im Stück vor. Eine Anspielung daran, dass auch das Dorf damals seine Bewohner „verloren“ hat. Die Zwangsevakuierung von Graun ist der rote Faden der Handlung, sie wird mit Zurückhaltung über Texte, Bilder und Musik von Arvo Pärt erzählt. Der Wiederaufbau des versunkenen Turmes macht die Bühne zur Metapher für Arvo Pärts Tintinnabuli-Musik. Um der ursprünglichen Ausdruckskraft von Stille und Bewegungslosigkeit genügend Raum zu geben, wurde auf weitere Bühnenelemente verzichtet. Machtvolle Bilder, ergreifende Videoanimationen und suggestive Musik tragen der Sprachlosigkeit ob dieser tragischen Realität Rechnung. Lo spettacolo è inserito nella Stagione Teatrale 2022/23 del Comune di Rovereto.