Was treibt einen Komponisten des 20. Jahrhunderts dazu, ein Ballett zu komponieren, das auf der Musik eines Giovanni Battista Pergolesi beruht (oder die ihm zumindest zugeschrieben wird)? Alles beginnt mit einem Auftrag von Sergei Djagilew, dem Gründer der in Paris so euphorisch gefeierten Ballets Russes. Djagilew rechnete lediglich mit einer schlichten Transkription des Stücks, die jene exotische Sehnsucht der Pariser nach alten Stoffen befriedigen sollte. Doch Strawinsky fand in der Musik des 18. Jahrhunderts eine ungeahnte Quelle der Inspiration, sodass er vollends in die Sprache Pergolesis eintauchte. Eine Begegnung, die den Lauf der Musikgeschichte revolutionieren sollte. Gegenstück zu Strawinskys Pulcinella ist die Sinfonie Nr. 94 von Joseph Haydn, wegen ihrer lautstarken Überraschungsmomente auch als „Sinfonie mit dem Paukenschlag“ bekannt. Die Gegenüberstellung ist kein Zufall: Während die Romantik sich lange und intensiv mit der alles überragenden Figur Beethovens auseinandergesetzt hatte, blickte man im 20. Jahrhundert vor allem auf Mozart und Haydn zurück, um sich auf der Suche nach Leichtigkeit und Klarheit im Aufbau der Kompositionen von ihrem Vorbild inspirieren zu lassen. Der neue Chefdirigent des Haydn Orchesters, Ottavio Dantone, hält bei dieser Reise durch die Epochen alle Fäden fest in der Hand.