Ottavio Dantone

Mitten im vollen Konzertsaal kracht ein Kronleuchter von der Decke, doch niemand wird verletzt! Sofort glauben alle an ein Wunder, doch in Wirklichkeit haben sich zu diesem Zeitpunkt alle Konzertbesucher vorne an die Bühne begeben, um dem Komponisten zu applaudieren… Seitdem trägt Joseph Haydns Sinfonie Nr. 96 seitdem den Beinamen „Das Wunder“, obwohl das eigentliche Wunder daran jedoch vielmehr in der Perfektion ihrer Komposition besteht. Wie aus jüngsten Studien hervorgeht, wurde die Anekdote sogar falsch überliefert, denn der Vorfall soll sich während der Aufführung der Sinfonie 102 zugetragen haben. Diese Erkenntnis kommt jedoch zu spät: Das „Wunder“ wird wohl für immer mit der 96. Sinfonie in Verbindung gebracht werden.  Tatsächlich haben die Beinamen von Haydns Sinfonien vor allem den Zweck, sich in der überaus produktiven Kompositionstätigkeit des österreichischen Komponisten leichter zurechtzufinden. Auch die Serenade für Bläser Nr. 10 von Wolfgang Amadeus Mozart ist unter einem inoffiziellen Zunamen bekannt: „Gran Partita“. Hinter dieser Bezeichnung steckt keine besondere Anekdote, sondern schlichtweg die Anerkennung dieser großen Komposition als herausragendes Meisterwerk ihres Genres, dessen Protagonisten zwar die Blasinstrumente sind, hier jedoch von einem Kontrabass unterstützt werden. Serenaden wurden oft für die Aufführung unter freiem Himmel, für große Salons oder Theater komponiert, wo Holz- und Blechbläser mit ihrem hellen Klang besser zur Geltung kamen als zum Beispiel Streichquartette, die sich eher für kleinere Räumlichkeiten oder private Salons eigneten. Als Abschluss des Konzertabends präsentiert der römische Komponist und Klarinettist Paolo Marchettini, Dozent am renommierten Berklee College in Boston und an der Manhattan School of Music in New York sein neuestes Auftragswerk.