Während Don Giovanni auf der Opernbühne mit seinen 1003 Liebhaberinnen in Spanien prahlt, wurden der Herzogin von Argyll Margret Campell (1912–1993) ihre 88 Liebhaber im Großbritannien der 1960er Jahre zum Verhängnis. In der Rückblende erzählt die Kammeroper Powder Her Face (deutsch: Pudert ihr Gesicht) von Thomas Adès die Geschichte ihres freizügigen Liebeslebens. Damit löste Margaret Campbell einen der größten Sexskandale Großbritanniens aus. Pikantes Detail: Polaroids zeigen die Herzogin bei expliziten sexuellen Handlungen. 1963 wird ihre Ehe mit dem Herzog von Argyll in einem spektakulären Prozess geschieden. Ihre Eskapaden werden von den Boulevardmedien ausgeschlachtet, die sie als «dirty duchess» öffentlich anprangern. Mit der medialen und gerichtlichen Verurteilung beginnt der gesellschaftliche und finanzielle Abstieg Campells, die 1993 in einem Altersheim stirbt. Unmissverständlich klagt Powder Her Face die Doppelmoral der Gesellschaft und den Voyeurismus der Medien an. Musik und Handlung ergänzen sich. Die Musik überzeugt mit rhythmisch komplexen instrumentalen Texturen und einer fantasievollen, virtuosen Stimmführung. Immer wieder finden sich Zitate populärer Musikstile, von Swing bis Tango, die die Geschichte zeitlich verorten.